Montag, Januar 21, 2008

Rügen

Die blattlosen Bäume in den Einkaufalleen,
es gibt so vieles und nichts zu sehen,
gerade, wie der Kopf sich wendet,
die See, eine Brücke, und auch mal ein Boot,
und windbejackte Leute in blau und rot.

Es scheint keine Eleganz zu geben,
man kommt, wie man ist,
man macht Urlaub hier,
und hat man auch keinen Lieblingsplatz,
das Hotel ist stets das Rückzugsrevier.

Am Abend versuchen die mutigen Herren
an der Bar Bekanntschaft zu knüpfen,
gar nicht so leicht, und alles so teuer,
alles so fremd, und nicht ganz geheuer,
im letzten Urlaub war alles noch neuer,
ach, was will man bloß hier?

Die Kellner, entweder arrogant oder dumm,
der unterlegene Gast bleibt lieber stumm;
hier steigt er nie wieder ab.

Eine Bootsfahrt ist Pflicht,
doch nicht immer möglich:
Der Sturm, die Wogen, die Wellen!
Am Nachmittag scheint es sich auf zu hellen,
doch da sitzt man gern im Café.

Laut und deutlich sprechende Damen,
über achtzig, wie alte Käuze,
krakeelen nach heißem Sanddornsaft,
obwohl es keine bis zur Neige schafft,
zu schnell sind sie einfach satt.

Beim Barbier lässt man sich die Haar kürzen,
die Frisörin wird leider privat,
man erfährt, dass sie auf Urlaub spart -
wieso tragen Frisöre nicht Schürzen
nach 50er-Jahre-Art?

Man müsste irgendwie dankbarer sein,
dass man die Insel bereist,
Ich habe in mir nur ein Festlandgefühl,
was meinen Undank beweist.

Auf dem Prospekt war alles verschönt,
das Wetter war auch viel besser,
die Ostsee ein ruhiges, blaues Gewässer;
wahrscheinlich bin ich doch zu verwöhnt
mit meinem Klüngel zu Haus.

31.10.2007