Donnerstag, Januar 18, 2007

Herzdiebstahl

Heiner machte einen Scherz:
Er stahl Klaras ganzes Herz.
Er hat es einfach mitgenommen,
so konnt' kein anderer es bekommen.
Solch ein Spaß ist an sich keiner,
was dachte sich dabei der Heiner?
Er merkte gar nicht sein Vergehen,
er sah nicht, was die anderen sehen.

Viele Jahre später fand
er etwas zwischen Schrank und Wand:
Klara's Herz, ganz angestaubt -
ach ja, das hat er mal geraubt,
fiel ihm dann ein - nun liegt es da,
eingequetscht und sonderbar,
niemals hat er es benutzt,
was, wenn er es ein wenig putzt?
Dann könnte er per Post es senden,
ganz anonym die Schuld beenden.

Nein, weit gefehlt, so geht das nicht,
denn Klara steht noch bei Gericht
und kämpft seit Jahren um ihr Recht -
in Sachen Herzen ist das schlecht.
Und wenn sie es auch wiederkriegt,
so hat sie Heiner nicht besiegt.
Der will sie nicht, und wird nie wollen,
laut Urteil kann er auch nicht sollen.
Kriegt Klara auch ihr Herz zurück,
kein Richterspruch erwirkt ihr Glück.

Mit ihrem demolierten Herz
versteht sie weder Ernst noch Scherz.
Welch' Lehre ziehen wir daraus?
Mach Spaß, doch laß' dein Herz zu Haus.

15.01.2007

3 Comments:

Blogger Alfred said...

Die Klara hat ihr Herz verloren,
der Heiner hat es nicht gestohlen.
Denn dazu ist der Mensch geboren,
das Glück gemeinsam nur zu holen.

9:42 PM  
Blogger Alfred said...

Bis auf diese kleine inhaltliche Meinungsabweichung:
Wunderschönes Gedicht!
Vielleicht noch schöner als alles,
was ich bislang von HISTORETT
lesen durfte.

9:52 PM  
Blogger visiona said...

Hallo Alfred,

ich freue mich sehr über Ihre Kritik. Nach dem Schreiben denke ich oft: Was würde Alfred dazu sagen?

Das ist der Ansporn, den ich brauche.
visiona (Melanie)

8:17 AM  

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