Montag, Februar 19, 2007

Frau Falter (aus der Reihe: Cloppenburger Originale)

Ich sah in der Stadt Frau Falter,
und dachte bei mir, für ihr Alter
schaut sie ja noch recht aufgeweckt,
welch Lebenslust noch in ihr steckt!

Sie müßte um die neuzig sein
(seit Mutter's Tod lebt sie allein),
und kümmert sich in ihrer Rente
um jüngere Musiktalente.

Die nimmt sie schon mal an die Hand,
der Anblick ist nicht unbekannt,
und scheint uns das auch sonderbar,
so steht's ihm zu, dem Künstlerpaar.

Uns Schülern war sie leicht suspekt,
und hat sie erst mal Blut geleckt,
dass man des Noten lesens fremd,
blamierte sie dich bis auf's Hemd.

Uns fehlte wohl der Horizont,
wir kämpften an Frau Falter's Front;
wir sangen oftmals quietschverkehrt,
und wurden mit 'ner fünf belehrt.

Da stand man dann mit seinem Mangel
und schlug auf gut Glück die Triangel,
und sang ganz hoch vom "Gelben Wagen",
nichts wußte man von Ton und Lagen.

Nun ist das alles schon Geschichte,
doch seh ich nun im anderen Lichte
Frau Falter an dem heutigen Tag -
als Lehrer noch vom alten Schlag!

19.02.2007