Montag, August 11, 2008

Chromdioxid

Chromdioxid

Wir hörten damals die neuesten Songs
auf unserem Rekorder,
und war was gut im Radio,
gab ich es dir in Order.

Das nahmst du mir dann manchmal auf,
von Leuten mit den Platten,
auf guten alten Bandcassetten,
die damals alle hatten.

Die hörten wir dann auf und ab,
fast ständig, stets und immer,
und manchmal gab es Bandsalat
im dunklen Kinderzimmer

Chromdioxid BASF,
(die 90er am leiern),
wir trafen uns im Jugendtreff
und später gings zum Feiern.

Alles hatte viel mehr Zeit,
der Zugriff sequentiell,
nicht so auf Knopfdruck und direkt,
heut geht's mir oft zu schnell.

Die Sänger waren Interpreten,
die Hitparade für uns Rausch,
heute gibt's Musikkanäle,
ein leidlich schlechter Tausch.

Das Ding mit dir und den Cassetten
war irgendwann vorbei,
wir stiegen um, das war halt so,
und aus war's mit uns zwei.

Und irgendwann traf ich dich wieder,
nach 180 Jahren,
wir redeten und staunten dann,
wie einig wir noch waren.

Ich nehm dir mal was Schönes auf,
dann sagten wir Ade,
und irgendwann kam Post von dir;
Musik auf Glanz-CD

Das Cover war gleich mitgedruckt,
die Titel ebenso,
leserlich und fehlerfrei -
wo bist du, sag mir wo?

Was hatte ich denn bloß erwartet?
Ein Band von Hand beschriftet?
Heute zeigt sich Freundschaft wohl
leierfrei geliftet.

Ich wollte doch nur ne Cassette,
ein Stück aus alten Zeiten,
ich schrieb zurück und dankte dir,
es lohnt sich nicht zu streiten ...

05-07-2008

Sonntag, August 10, 2008

Reiseimpressionen einer Ungernreisenden

Bei Ankunft neigt sich schon der Abend,
der Himmel senkt sich wie ein Lid,
das Strandvolk gibt sich laut erhabend,
dies ist seit Jahren ihr Gebiet!

Viel Frauen sind arg in der Breite
(mit respektabler Oberweite),
vom Badeanzug deformiert,
man ahnt, wie hier der Urlaub wird ...

Das Meer, es tröstet über vieles,
doch ist es nur ein tröstend Preis,
der Fehler ist, dass man inzwischen
um andere schöne Ecken weiß.

Das Kind beklagt den Muschelmangel,
und grüne Tonnen steh'n Spalier,
im Fernen sitzt ein Mann mit Angel,
ich frage mich, was soll ich hier?

Der Mann im Strandkorb neben mir
gibt sich genös bedeckt,
hat Angst, dass seine Manneszier
wohl mein Interesse weckt.

Er schält sich aus dem Badestoff,
verhüllt vom Frotteezelt,
und ich, ich böses Ding, ich hoff',
das er rücksüber fällt.

Ich habe einen Schmerz im Bauch,
und das am ersten Tag!
Ein wenig Heimweh regt sich auch,
weil ich nicht reisen mag.

Melanie Wedemeier-Schippl
10.08.2008