Montag, Oktober 30, 2006

Bücher

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Ich habe nichts gegen Besuch,
doch manchmal ist mir ein Buch
mein allerschönstes Gegenüber
ich habe Druckerschwärze lieber
als frisch gesprochene Worte
bei Kaffee, Tee und Torte.

Das Lesen macht mich nicht einsam,
ich fühle mich wohl und gemeinsam
mit den zufälligen Ähnlichkeiten
mit lebenden Personen aus anderen Zeiten,
anderen Orten und Begebenheiten.

Ein Buch ist ein handliches Glück
und kann mitunter als liebstes Stück
in deiner Vitrine oder in deinem Leben gelten -
viele Menschen lesen leider zu selten.

Ich möchte mich mit Wörtern stopfen -
wer wagt es, an der Tür zu klopfen,
wenn ich mich grade eingelesen?
Muss sein ein leseloses Wesen ...

Nestbau

Du weißt genau, wie ich gerne wohne,
du weißt auch, dass ich nicht ohne
meinen Garten glücklich bin
du weißt um meinen Bodensinn.

Du würdest mir ohne Fehler ein Haus einrichten,
ich ließe dich machen, und ich würde dichten.
Du würdest Musik auflegen, die mir wirklich gefällt,
du bist derjenige, der meine Lieblingsblumen hinstellt.
Den Kühlschrank fülltest du mit Gurkeneinkäufen,
du würdest mich mit Aufmerksamkeiten überhäufen.

Ein Sammelsurium aus Neuem und Erinnerungen -
dann gilt ein Ambiente für mich als gelungen.
Und in jeder Ecke steht eine Quelle des Lichts,
grelle Deckenbeleuchtung gibt mir nichts.

Ich brauche drei Sofas, vielleicht auch mehr,
zwischen denen wandere ich hin und her,
und auf jedem liegt zumindest ein Buch,
eine wollene Decke oder größeres Tuch.

Ganz wichtig ist, das weißt du auch,
in meinem täglich Hausgebrauch
Beistelltische und Kommoden
auf dem teppichlosen Boden.

Ich habe nichts gegen verlebtes Parkett,
auch menschliche Falten sind manchmal ganz nett,
Meine alte Uhren betrachte ich häufig,
sie sind ohne Zeit, sie sind nicht mehr läufig.

Der Spiegel mit dem blauen Rand,
den nähme ich nie mehr von der Wand;
wir räumten uns um ihn herum,
er ist schon alt und blind und stumm.

Ich würde dir restlos vertrauen,
würdest Du ein Nest für mich bauen.

15.09.2006

Freitag, Oktober 27, 2006

Kluger Mensch

Kluger Mensch


Du kühles Gemüt, du sanfte Ruhe,
du bist ein geschlossenes Buch,
welch' Seele wird aus dir mal lesen?
du bist ein fest verschlossenes Wesen,
doch ist dein Wissen auch dein Fluch.

Du würdest deinen Weitblick teilen,
du würdest uns belehren,
doch wer will Fragen an dich stellen?
du wirst dich nie zu uns gesellen,
du musst so viel entbehren.

Verstehst du unsere Leichtigkeit,
weißt du von unseren Schwächen?
es ist so schön, mal dumm zu sein -
der immer Kluge bleibt allein,
wann wirst du mit mir sprechen?


27.07.2007

Der Zuhörer

Der Zuhörer


Du hast mehr als zwei Ohren,
du scheinst zum Zuhören geboren.
redest nicht viel, sprichst niemals Recht,
deine Teilnahme ist wahrhaft echt.

Nimmst mich zum Glück nie in den Arm,
doch deine Nähe hält mich warm,
bist mit gebührendem Abstand so nah,
und unerklärlicherweise immer da

wenn ich mit jemandem reden will -
ich beworte dich, du bist herrlich still.
Du bist in mich vielleicht verliebt -
schade, dass es dich nicht gibt.
07.07.2006

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Autokauf

Autokauf


Kein Verständnis dafür, dass Männer mit Frauen
bei gleißender Hitze an einem Sonntagnachmittag
in einem öffentlichen Wagenpark
nach neuen und gebrauchten Autos schauen.

Die Nasen an die bepreisten Scheiben pressen,
das Wageninnere ergötzt betrachten,
man muss ja auf so vieles achten,
man will ja kein Detail vergessen.

Dass manche Bürger in diesen Schlangen aus Blech
ausgiebig und gern ihre Zeit verbringen,
gehört für mich zu den unerklärlich' Dingen,
und am Ende haben sie oft noch Pech.

Ich fahre vorbei, und kann's kaum ertragen,
weiß gar nicht so recht, was mich daran so stört.
Es zieht mich so runter, ist unerhört.
Ich will keinen neuen Wagen.

31.07.2007

Joachim

Über Jojo (Joachim T.)


Du hast mich nicht berauscht,
du hast damals kein Feuer entfacht,
doch trotzdem bist du es,
der mir heute noch Gedanken macht.

Wir hatten keine Kosenamen,
wir waren nur am kinderkramen,
wir haben geredet, gingen spazieren,
und wussten nicht, was wir irgendwann
mit dem anderen verlieren.

Die Zeit mit dir war nicht und niemals lang,
ein Sommer, ein halber Winter,
dazwischen ein verschenkter Herbst,
doch da kam ich später erst hinter.

Du brachtest mir die Hobbits nahe,
mit dir war eine gute Zeit,
du schienst mir haushoch überlegen,
dein Spott war oft Verlegenheit.

Nichts ist vergessen, warum sollte es auch?
Wenn wir uns sehen, grüßen wir schwerlich,
manchmal auch gar nicht, so ist das eben,
wir können gut ohne einander leben,
das ist zwar schade, aber auch ehrlich.


25.05.2006

Kampflos

Kampflos


Wir kämpfen nicht mehr um das tägliche Brot,
das kaufen die meisten im Laden,
wir kämpfen auch nicht mehr um Ehre und Recht,
statt zu kämpfen gehen wir baden.

Wer kämpft noch heute um eine Liebe,
was früher doch üblich war,
wir nehmen lieber einen Egalen,
und gelten als ein schönes Paar

So kampflos gehen wir durchs Leben,
wer spricht sich davon frei?
Wir gehen höchsten noch wählen,
und auch das wird zum Einerlei.

Wir kämpfen nur noch mit der Müdigkeit,
und mancher um gute Noten,
die bestehenden Kriege sind scheinbar weit weg,
"Mein Kampf" ist seit Jahren verboten.

Kein Feld gilt als kampflos zu räumen,
weil es für uns nichts mehr zählt,
wir haben all das, was wir brauchen,
und manchmal auch wen, der uns fehlt.

01.08.2006

Montag, Oktober 23, 2006

Freundschaft (für beide Karins)

Freundschaft


Freundschaft wird nicht groß ernannt,
Freundschaft wird gespürt,
welch Schicksal wen zusammenführt,
Freundschaft wird erkannt.

Freundin zu der Freundin sagen
scheint mit doch ein Überfluss,
ob ich's wirklich sagen muss?
Muss ich danach fragen?

Beste Freundin - alte Freundin
ist nicht relevant,
wichtig ist, das wahre Freundin
wortlos wird erkannt.

Freundschaft, das wird groß geschrieben,
und die Freundschaft auch,
stets fühlst du sie mit dem Bauch,
steter noch als all die Lieben.

Juli 2005

Immer fremd

Immer fremd


Sie bleiben mir immer fremd,
und wenn wir uns gegenüber stehen,
sind wir so herrlich gehemmt,
wir können uns nicht in die Augen sehen.

Sie sind alles andere als arrogant,
aus Ihnen werd' ich nicht klug,
so bleiben wir uns unbekannt,
sind Sie sich selbst genug?

Ob Sie mich mögen, ob Sie mich schätzen,
das kann ich nicht benennen,
wenn wir uns in Jahren zur Ruhe setzen,
dann wird unser Herz stets weiter hetzen,
weil wir uns noch immer nicht kennen.


02.08.2006

Freitag, Oktober 20, 2006

Du führst mich aus ...

Du führst mich aus ...


Du führst mich groß und gerne aus,
in diesen Tempel der Geschmäcker,
ich fühl' mich wie beim Leichenschmaus,
das alles geht mir auf den Wecker.

Rufst nach dem Kellner mit großer Geste,
bestellst gern flaschenweise,
das Essen schmeckt dir richtig gut
bei allerhöchstem Preise.

Dein Mund ist nur ein Loch im Kopf,
das musst du ständig stopfen,
und aus dem ausgeleerten Topf
holst du den letzten Tropfen.

Es stößt mich ab, dir zu zusehen,
so wie du isst und trinkst,
wie soll ich dich gleich lieben können,
wenn du nach Stopfschweiß stinkst.

Essen hält den Leib zusammen,
auch die Seele, sagst du mir,
bei dir fällt alles auseinander,
du ähnelst einem Quallentier.

Beim Aufstehen bist du dir im Weg,
dein Hintern kippt die Stühle,
auch wenn wir zwei alleine sind,
ist immer ein Gewühle.

Ich bitte dich: Bring mich nach Haus,
und führe mich nie wieder aus!

06.09.2006

Weniglieber

Weniglieber


Warum bist du mir gegenüber
so egalgültig - so weniglieber?
interessenklein - geringbemüht?
Gefühle zeigend abgebrüht?

Behandelst du mich vorsatzschlecht -
oder bist du nur ursachengerecht?
Liegt es an mir, dass Allewelt
mich menschlich in Frage stellt?

Bist du meiner mehr als drüssig,
fühlst du dich nicht mehr genüssig,
sind wir als Paar nur falschgepasst?

Ich bin auf alles gefasst.
Aber sag nie mehr,
meine Sprache sei dir zu schwer ...

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Buchstabenrechnung

Buchstabenrechnung


Im Rechnen bin ich keine Leuchte,
doch die Hilfe, die ich bräuchte,
wird mir leider nicht gestellt -
wir rechnen zu Hause mit kleinem Geld.

Früher kam ich noch ganz gut mit,
plus und minus, durch und mal,
statt minus sagen wir auch weg,
auch so erfüllt es seinen Zweck.

Doch nun rechnen wir mit dem Alphabet,
ich übe und lerne von früh bis spät,
aber ich verurteile es und übe Kritik
an Buchstaben in der Mathematik.

Ziffern sind zum Schreiben da,
ein Hoch sprech ich auf's Jubelpaar
ich lasse mir kein X vormachen,
von unbegreiflich Formelsachen,

ich will Wahrscheinlichkeiten raten,
die Wurzeln ziehe ich im Garten,
und höchstens noch der Herr Dentist,
der auch kein Mathemeister ist.

Den nächsten Aufsatz halte ich
mit Absicht etwas wunderlich;
ich werde ein paar Zahlen streuen,
und mich auf die Benotung freuen.

06.09.2006

Der Bankräuber

Der Bankräuber


Wir kennen ja seltsame Leute,
z. B. Dieter mit seiner Beute.
Seit Wochen wurde er gesucht,
denn Dieter ist nun halbbetucht.

Mit seiner Tüte voller Geld,
verkleidet als Revolver-Held,
hat er sich irgendwo verdunkelt,
ach, es wird so viel gemunkelt:

Die klein ersparten fremden Gelder
liegen nah auf offen Felder,
und ich habe selbst gesehen,
wie manche diese Weg nachgehen,
sie suchten Geld von Dieters Flucht,
so trugen die Gerüchte Frucht.

Man griff ihn schließlich auf im Osten,
er war wohl nicht ganz auf dem Posten -
auf dem geklauten Damenrad
fand letztlich die Verhaftung statt.

Nun sitzt er hinter Eisenstäben,
vielleicht hat er gelernt für's Leben,
doch diese Einsicht käme spät,
weil er schon auf die sechzig geht.

Wir werden keine Freundschaft brechen,
das Recht wird ein Gelehrter sprechen,
doch geben wir nun besser acht,
wer uns demnächst Besuche macht

Der eine springt vom hohen Haus,
der andere plündert Banken aus,
doch sind es stets Verzweiflungstaten
von Menschen, die nichts mehr erwarten.

25.07.2006