Montag, Januar 21, 2008

Tanzstunden

Törichte Teenies tanzen tüchtig,
berühren den Partner schüchtern fluchtig
sind nach dem zweiten Tanz schon süchtig
und sehnen die nächste Stunde herbei.

Die zweite Stunde macht dann klar:
Es ist nicht alles wunderbar.
Der Depp, der mit dir tanzen darf,
ist nur auf Grabbeleien scharf.

Der erste Freund voll Eifersucht
mit Mofa in der Autobucht,
wird gleich erwischt, wie er dort lugt,
denn leider ist er nicht befugt,
diesen Spaß zu unterbinden,
so mußte er ein Fenster finden,
das ihm erlaubt, zu spionieren,
was ohne ihn muß da passieren.

So steht er leidend vor der Tür,
er kann ja schließlich nichts dafür
dass er es nicht ertragen kann,
dass Seine tanzt hier fremd,
dass sie von einem anderen "Mann"
wird bäuchlings eingeklemmt.

Sie dreht sich im Drei-Farben-Schein,
es wird schon was geboten:
Nette, Hübsche, obendrein
ein Haufen Idioten.

Die Sonderschule plagt sich sehr,
doch "dei begrippt wohl nix",
die Partnerwahl fällt auch nicht schwer,
getanzt wird hier im Mix.

Der Tanzschullehrer, streng sortiert,
sieht jedes Langgesicht,
und früh bekommt man beigebracht,
ein Anstandstanz ist Pflicht.

Der Abschlußball im langen Kleid,
nichts anderes mehr im Sinn,
doch mancher war es vorher Leid
und ging erst gar nicht hin.

Die Eltern irgendwie verfremdet;
ein Haufen steifer Leute,
die Buben schlipsig und behemdet,
die Mädchen "Türkenbräute"

mit Stoff und Farbe überladen,
und mütterlichen Perlenketten,
(vorher noch einmal gründlich baden!)
vielleicht kann man ja so noch retten,

dass die Frisur ist leicht verschnitten
und dass der Teint wie Schwarte glänzt -
wer soll sie so zum Tanze bitten?
Am besten wäre es, sie schwänzt.

Der Dritte-Preis-Pralinenkasten
wird gleich vor Ort verzehrt,
oh, wie lecker, die PIASTEN,
später ging dann was verkehrt.

Und so enden erste Schritte
auf dem guten Holzparkett,
Anstand lernte man, und Sitte,
trotzdem war nicht jeder nett.

In der Stadt hingen später Photos aus,
von jedem zu betrachten,
und die, die blieben gleich zu Haus,
waren die, die lauthals lachten.

Lesung in Iserlohn

(Für Rita Dux)

Ach, Iserlohn? Da war ich schon mal
(man beachte die Betonung auf -lohn).
Da hat es mir sehr gut gefallen,
Ich kam im Rahmen einer Leseaktion,
ich glaube, ich traf den richtigen Ton,
und die richtigen Menschen auch.

Ein Empfang mit Gulasch und Bohnensalat,
gemütliches Sitzen im Garten,
hier kann man auf den Sommer warten,
die Sonnenstrahlen, gelbhellzart;
eine grüne Oase, wie selten empfunden,
würde ich hier wohnen, verbrächte ich Stunden
mit Blick aus dem Küchenfenster.

Der Kindergarten ist umfunktioniert,
das Pfarrzentrum macht sich dort breit,
so trifft sich die Gruppe der jungen Frauen
im Rahmen der Jugendlichkeit.

Kaffee und Tee, schön eingedeckt,
man hat sogar selbst gebacken,
ein jeder ist freundlich und interessiert,
die Lesung liegt vor mir, sie sitzt mir im Nacken,
man weiß ja nie, was passiert.

Ich lese und habe gelesen,
nun bespricht man, was ich dort las,
so nette Leute, nichts ist passiert,
dann steht man auf und das war's.

Gar nicht so klein, die mir fremde Stadt,
sie zeigt sich im Lichte von Lunte,
im Baum hat man eine Kugel gehängt,
so was bekäme ich gern mal geschenkt
aus der Stadt, die den "Lampenvogt" hat.

Das Abendbrot nimmt man im Elternhaus
des Nachbarn zu rechter Hand
(auf dem Kinderphoto hab ich ihn fast nicht erkannt),
sehr aufschlussreich, hier wuchs er also auf,
und dann nahm die Zeit auch bei ihm ihren Lauf,
und nun wohnt er dort, wo ich auch.

Ach, Iserlohn? Da war ich schon mal,
das habe ich stets falsch betont,
(so ist das, wenn man dort nicht wohnt);
Frau S. hat mich nachhaltig korrigiert,
ich glaube, nun hab ich es endlich kapiert,
doch schön war es dort, so oder so.

31.10.2007

Rügen

Die blattlosen Bäume in den Einkaufalleen,
es gibt so vieles und nichts zu sehen,
gerade, wie der Kopf sich wendet,
die See, eine Brücke, und auch mal ein Boot,
und windbejackte Leute in blau und rot.

Es scheint keine Eleganz zu geben,
man kommt, wie man ist,
man macht Urlaub hier,
und hat man auch keinen Lieblingsplatz,
das Hotel ist stets das Rückzugsrevier.

Am Abend versuchen die mutigen Herren
an der Bar Bekanntschaft zu knüpfen,
gar nicht so leicht, und alles so teuer,
alles so fremd, und nicht ganz geheuer,
im letzten Urlaub war alles noch neuer,
ach, was will man bloß hier?

Die Kellner, entweder arrogant oder dumm,
der unterlegene Gast bleibt lieber stumm;
hier steigt er nie wieder ab.

Eine Bootsfahrt ist Pflicht,
doch nicht immer möglich:
Der Sturm, die Wogen, die Wellen!
Am Nachmittag scheint es sich auf zu hellen,
doch da sitzt man gern im Café.

Laut und deutlich sprechende Damen,
über achtzig, wie alte Käuze,
krakeelen nach heißem Sanddornsaft,
obwohl es keine bis zur Neige schafft,
zu schnell sind sie einfach satt.

Beim Barbier lässt man sich die Haar kürzen,
die Frisörin wird leider privat,
man erfährt, dass sie auf Urlaub spart -
wieso tragen Frisöre nicht Schürzen
nach 50er-Jahre-Art?

Man müsste irgendwie dankbarer sein,
dass man die Insel bereist,
Ich habe in mir nur ein Festlandgefühl,
was meinen Undank beweist.

Auf dem Prospekt war alles verschönt,
das Wetter war auch viel besser,
die Ostsee ein ruhiges, blaues Gewässer;
wahrscheinlich bin ich doch zu verwöhnt
mit meinem Klüngel zu Haus.

31.10.2007